Lauf dich frei!
Neben all den künstlich hochgezüchteten „Trendsportarten“ wie Nordic Walking, Power Walking und diversen Fitness-Erfindungen gibt es etwas, dass schon seit Jahrtausenden für Wohlbefinden, Ausgeglichenheit und Fitness sorgt: das Gehen. Da sich damit kein Geld verdienen lässt, wird der Wert des bloßen Gehens vielfach heruntergespielt – aber genau das Gegenteil ist wahr.
Nichts ist einfacher und natürlicher als zu gehen
Jahrzehntelang versuchte man uns einzureden, wir seien evolutionsbedingt die geborenen Läufer. Wenn man in schmerzverzerrte Gesichter sehr vieler Jogger blickt, sich die Verletzungsstatistiken ansieht, und die typischen „Läuferkrankheiten“, mögen einem daran dann doch einige Zweifel kommen.
Richtiges Gehen ist dagegen weder übermäßig anstrengend, noch verletzungsgefährlich. Es macht dabei aber dennoch fit, kann Fehlhaltungen wirksam korrigieren und den gesamten Körper und die Stimmung wieder ins Gleichgewicht bringen. In vielen östlichen Kulturen wird das Gehen sogar als Meditationsmethode verwendet und wegen seiner ausgezeichneten Wirkung geschätzt.
Wie sollte man eigentlich gehen?
Um es gleich einmal vorweg zu sagen: am wilden Herumfuchteln oder Hintennachschleifen von Stöcken beim Gehen ist nichts mehr natürlich. Am Stock zu gehen ist im Grunde nicht gerade ein Zeichen von Fitness, und wären wir tatsächlich auf Stöcke angewiesen, hätte uns Mutter Natur wohl schon mit welchen auf die Welt kommen lassen.
Auch die den meisten Menschen eigene, hektische Art des Gehens im Alltag hat wenig positive Wirkung. Studien haben sogar gezeigt, dass sich die Gehgeschwindigkeit der Menschen in den letzten zwanzig Jahren um fast ein Viertel erhöht hat. So getrieben sind wir.
Am besten schaut man sich die natürliche, ausgeglichene Gehtechnik bei kleinen Kindern ab, die gerade laufen gelernt haben. Mit breiten Beinen, damit das Becken entspannt ist, mit aufgerichtetem Oberkörper und leicht schwingenden Armen. Und wenn es geht, auch mit einem Lächeln im Gesicht.
Auf diese Art und Weise liegt der Körper in einer perfekt ausbalancierten Haltung. Wenn man ihn dann einige Zentimeter nach vorne neigt, fängt man ganz automatisch an zu gehen, weil man instinktiv einen Schritt nach vorne macht. Das mühsame „Ziehen“ oder „Schieben“ mit der Oberschenkelmuskulatur, das Gehen so anstrengend macht, wird dabei vollkommen vermieden. Kleine Kinder tun das auch nicht – ihre Art zu gehen ist in den ersten Jahren beinahe vollkommen mühelos.
Wer es dorthin zurück schafft, hat nicht nur Fitness, sondern auch Balance, Ausdauer und innere Ausgeglichenheit wiedererlangt.
Barfuß?
Die Wirkungen des Barfußgehens werden erst in den letzten Jahren wirklich ernsthaft wissenschaftlich erforscht. Immer mehr kommt dabei aber ans Tageslicht, wie sehr unsere gewohnten Schuhe und dicken Sohlen unsere Füße verformen, unsere Muskeln fehlbelasten und den ganzen Körper aus dem Gleichgewicht bringen.
Wir brauchen den Bodenkontakt, wir müssen spüren, worauf wir laufen, damit sich unser Körper an den Signalen des Untergrunds orientieren kann, und so sein Gleichgewicht und den Muskeleinsatz steuern. Da Bodenkontakt aber nicht in jedem Fall angenehm und schmerzfrei ist, sind seit einigen Jahren sogenannte Barfußschuhe auf dem Markt. Sie schützen den Fuß vor spitzen Steinen, Glasscherben und generell vor allen Widrigkeiten, die der Boden für unsere Füße bereithält – dabei ermöglichen sie dem Fuß aber, sich genau so zu bewegen, als würden wir barfuß laufen. Die segensreichen Wirkungen des Barfußgehens sind voll vorhanden.
Natürlich dauert es einige Zeit, bis der schuhverwöhnte Fuß sich wieder an seine natürliche Bewegungsart gewöhnt hat. Wer Jahrzehnte lang nur Schuhe getragen hat, wird am Anfang schon nach wenigen hundert Metern seine Füße spüren. Dabei zu bleiben lohnt sich aber – schon nach kurzer Zeit wird sich die Körperhaltung merklich verbessern, Rückenbeschwerden können verschwinden, und die gesamte Muskulatur wird gekräftigt und ausbalanciert. Allein durch schnödes Gehen. Versuchen Sie es doch einfach einmal!
Leave a Reply