In der Pflege erlebt man so einiges. In vielerlei Hinsicht erleben Pflegekräfte teilweise auch erschütternde Schicksale.
Umso schöner ist die folgende wahre Weihnachtsgeschichte, die sich an Weihnachten 1994 zugetragen hatte.
Pflege: Patientin mit Zustand nach Apoplex kam zum Sterben

Ich arbeitete damals im Ruhrgebiet, in der Stadt Essen im Huyssenstift, einem Allgemeinkrankenhaus.
Dort war ich auf einer internistischen Wahlleistungsstation tätig.
Am 22.12.1994 wurde eine 79 jährige Patientin mit Zustand nach schwerem Apoplex auf die Station eingeliefert.
Die Patientin wurde mit einem Wendl-Tubus und bereits bestehender Agonie-Atmung gegen Nachmittag auf die Station gebracht.
Der behandelnde Arzt sagte wörtlich: „da machen wir nichts mehr, die kommt zum Sterben“.
Pflege: Verzweifelte Angehörige
Den anwesenden Angehörigen hatte der Arzt die gleiche Auskunft bereits erteilt. Die Angehörigen waren tief verzweifelt und wurden durch mich getröstet und in den Arm genommen.
Die im komatösen Zustand befindliche Patientin wurde auf Ihr Zimmer gebracht und entsprechend pflegerisch versorgt.
Dies geschah auch am 23. Dezember und letztlich auch am Heiligen Abend.
Entgegen der Aussage des Arztes lebte die Patientin auch noch an Heiligabend. Ich hatte an diesem Tag ebenfalls erneut Spätdienst.
Heiliger Abend 1994 ein wahrer heiliger Moment
Während die übrigen Patienten am späten Nachmittag ihre Bescherung erhielten, die wir vom Pflegepersonal für diese vorbereitet hatten, ging ich danach zu der Patientin und wollte diese wie üblich pflegerisch versorgt.
Während ich mit der Patientin sprach, öffnete diese plötzlich die Augen und begann die Hände zu bewegen.
Ich sprach weiter mit der Patientin und hielt ihre Hand.
Das Halten der Hände wurde durch einen festen Handdruck erwidert. Kurze Zeit später erschien die Tochter der Patientin und kann ganz aufgeregt zu mir.
Sie berichtete davon, dass ihre Mutter versucht habe zu sprechen.
Kurz darauf wurde der dienst-habende Arzt informiert und dieser war sichtlich vor den Kopf gestoßen.
Denn der dienst-habende Arzt war zugleich derjenige, der das vorschnelle Todesurteil über die Patientin gesprochen hatte.
Dem Tod geweihte Patientin im Januar 1995 gesund entlassen
In den folgenden Tagen besserte sich der Zustand der Patientin zusehends und kurz vor Silvester konnte diese bereits wieder sprechen und mit Hilfe aufstehen.
Nach Silvester besserte den sich der Zustand so weit, dass diese sich selbst wieder pflegerisch versorgen konnte.
Etwa Mitte Januar wurde die Patientin dann als “gesund“ entlassen.
Noch heute erinnere ich mich an den Moment, an dem die Patientin am Heiligen Abend die Augen öffnete.
Sowohl das Gesicht der Patientin wie auch ihr übriges Aussehen vergesse ich ebenso wenig mein Leben lang wie die gesamte Situation, die letztlich sowohl für die Angehörigen wie auch für mich das Weihnachtsfest 1994 zum schönsten Weihnachtsfest machte, dass ich jemals bis dahin erlebt hatte.
Heiligabend 1994: Schönstes Weihnachtsgeschenk war das Leben
Für die Angehörigen der Patientin und für mich war Heiligabend an diesem Tag tatsächlich ein heiliger Abend.
Kein materielles Geschenk konnte die Freude der Angehörigen der Patientin, die gemeinsam geflossenen Freudentränen und das Geschenk des weiteren Lebens ersetzen.
Mögen sich in vielen Kliniken auch 2017 zahlreiche wahre Weihnachtsgeschichten ereignen.
Autor: Der Autor ist examinierter Krankenpfleger mit langjähriger Berufserfahrung und Diplom-Prähistoriker.
Welche Erfahrung haben Sie in ihrem Berufsalltag mit wahren Weihnachtsgeschichten gemacht? – Wir freuen uns sehr auf Ihre Zuschriften per eMail an Post@Pflege-Liebe.de.
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