Nach dem Willen der Bundesregierung soll die Pflegeausbildung attraktiver werden. Hierzu wurde das Pflegeberufegesetz mit dem neuen Berufsabschluss „Pflegefachfrau“ beziehungsweise.“Pflegefachmann“ eingeführt. Die Ausbildung soll ab 2020 eine Vereinheitlichung der bisher separaten Abschlüsse für die Kinderkrankenpflege, die Erwachsenenkrankenpflege und die Altenpflege herbeiführen.
Pflegeausbildung: Die PABiS-Studie
Insbesondere soll der Beruf nach dem Willen der Bundesregierung durch die Reform der Ausbildung attraktiver werden.
Nach den Angaben des Bundesgesundheitsministeriums gibt es bereits heute einen Ausbildungsrekord im Bereich der Pflege.

Stimmt dies aber tatsächlich mit der Realität überein?
Die Pflegeausbildung Studie Deutschlands (PABiS) des Deutschen Krankenhausinstituts und des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung widerlegt die Aussagen des Bundesgesundheitsministeriums offenbar.
501 auszubildende Krankenhäuser haben an der Studie teilgenommen.
Von den teilnehmenden Kliniken bilden 497 im Bereich der allgemeinen Krankenpflege aus und 96 Krankenhäuser im Bereich der Kinderkrankenpflege.
Zudem beteiligten sich 63 psychiatrische Kliniken mit angegliederter praktischer Pflegeausbildung sowie 438 Allgemeinkrankenhäuser.
Insgesamt wurden 865 Ausbildungsstätten für die Grundgesamtheit der Studie ermittelt.
Von dieser Grundgesamtheit antworteten letztlich 462 Schulen. Die Rücklaufquote beträgt demnach 53,5 %. Im Gegensatz zu den Aussagen des Bundesgesundheitsministeriums kommt die PABiS-Studie zu überraschenden Ergebnissen.
Pflegeausbildung – Viele Bewerber nicht ausbildungsfähig
In der Tat gibt es eine zunehmende Anzahl an Bewerberinnen beziehungsweise Bewerbern für die Pflegeausbildung.
Im Zeitraum von fünf Jahren stieg die Anzahl der Bewerber an den befragten Schulen um rund 34 %.
Von den Pflegeschulen wurden jedoch die Grundvoraussetzungen der Bewerberinnen und Bewerber im Hinblick auf die personelle Eignung oftmals mangelhaft eingeschätzt.
Demnach ging die Anzahl der Krankenpflegeschüler je auszubildendem Krankenhaus nach Angaben der PABiS-Studie in den Jahren 2000-2004 sogar um 3,1 % zurück.
Im Bereich der Kinderkrankenpflege nahm die Anzahl der ausbildungsfähigen Schülerinnen beziehungsweise Schüler sogar um 6,6 % ab.
Nach Angaben und Einschätzungen der befragten Krankenhäuser wird sich der Trend der insgesamt rückläufigen Pflegeschülerzahlen in der Zukunft weiter fortsetzen.
Lediglich vier Prozent der angeschriebenen Kliniken sieht eine Zunahme der Schülerzahlen.
Anzahl der nach der Ausbildung übernommenen Schüler sinkt
Zudem beobachten die Pflegeschulen, dass der Anteil derjenigen, die nach der Ausbildung keine Anstellung im Bereich der Pflege finden, zunehmen.
Insgesamt nahmen im Bereich der Krankenpflege und der Kinderkrankenpflege in den Jahren 2000-2004 die Anzahl der übernommenen Pflegeschüler nach der Ausbildung um 35 % ab.
Nimmt man diese Zahlen als Maßstab (um den Erfolg der neuen Ausbildung ab 2020 messen zu können, ist eine Neuauflage der PaBiS-Studie dringend notwendig) gibt es zwar mehr Bewerber für den Beruf, aber die Eignung der vorhandenen Bewerberinnen und Bewerber nimmt insgesamt ab.
Dies dürfte in Zukunft den Pflegenotstand weiter anfachen.
Pflegeausbildung – Gefährliche Pflege vorprogrammiert?
Zudem besteht aus pflegewissenschaftlicher Sicht die Gefahr, dass die Kliniken und Pflegeschulen zum reinen Bestandsschutz auch zunehmend auf ungeeignete Bewerberinnen und Bewerber zurückgreifen könnten.
Dies kann jedoch im Zweifel sogar als Akt der „gefährlichen Pflege“ gewertet werden.
Denn wenn die Grundvoraussetzung im Hinblick auf die Reife der Bewerberinnen und Bewerbern nicht vorhanden ist, ihnen also die Ausbildungsreife fehlt, darf dies letztlich nicht zulasten der Patientinnen und Patienten beziehungsweise der Pflegebedürftigen gehen.
Zudem bleibt fraglich, ob durch den demografischen Wandel und die Gesamtsituation des zunehmenden Pflegepersonalbedarfs sich bei diesen Trends der Pflegenotstand entspannen wird oder sogar zunimmt.
Die Pflegewissenschaften sind deshalb dazu aufgerufen, ähnlich wie bei der Pisa Studie, eine regelmäßige Evaluation der PABiS-Studie vorzunehmen.
Eine PowerPoint-Präsentation der PABiS-Studie mit den wesentlichen Ergebnissen können Sie hier kostenlos als PDF-Dokument downloaden.
Weitere Informationen zur Ausbildung in der Krankenpflege erhalten interessierte Bewerberinnen und Bewerber hier (inklusive der geforderten beruflichen Voraussetzungen) beim BERUFENT der Arbeitsagentur.
Welche Erfahrung haben Sie in ihrem Berufsalltag mit Auszubildenden in der Pflege gemacht? Welche Erfahrungen haben Sie als Auszubildender in der Pflege gemacht? – Wir freuen uns sehr auf Ihre Zuschriften per eMail an Post@Pflege-Liebe.de.
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