Schichtdienst Pflege: Herzinfarkt vorprogrammiert?

Schichtdienst Pflege: Herzinfarkt vorprogrammiert?
Schichtdienst Pflege Herzinfarkt vorprogrammiert- Pflege Liebe Zeitschrift

Schichtdienst in der Pflege macht mehreren wissenschaftlichen Studien zufolge in mehrfacher Hinsicht krank. Besonders das Herz-Kreislauf-System ist besonders davon betroffen.

Ist für Pflegekräfte bei jahrzehntelangem Schichtdienst damit der Herzinfarkt eine logische Schlussfolgerung?

Schichtdienst: Mehrere wissenschaftliche Studien belegen Herzinfarktrisiko

Schichtdienst Pflege Herzinfarkt vorprogrammiert- Pflege Liebe Zeitschrift
Schichtdienst Pflege Herzinfarkt vorprogrammiert – Pflege Liebe Zeitschrift

Mehrere wissenschaftliche Studien, die sich mit der körperlichen Belastung der Schichtarbeit beschäftigt haben, kommen zum selben Ergebnis.

Schichtarbeit kann sowohl physische wie auch psychische Erkrankungen auslösen, beziehungsweise deren Auslösung begünstigen.

Schichtarbeit: Studie des Universitätsklinikums Innsbruck

Beispielhaft sei hier eine Studie genannt, die zwar nicht explizit den Pflegedienst betrifft, sondern die Ärzteschaft, deren grundsätzliche Übertragbarkeit auf die Pflege aber gegeben ist.

Die Studie stammt von der Universitätsklinik Innsbruck (Leiter der Studie: Professor Dr. Michael Joannidis).

Diese Studie untersuchte die körperliche Belastung bei Ärzten während des Nachtbereitschaftsdienstes.

Die Studie wurde auf Basis bereits bestehender internationaler Studien zur Schichtarbeit durchgeführt. Damit ist sie somit auch auf den Pflegedienst übertragbar.

Professor Joannidis konnte durch seine Studie belegen, dass während des Nachtdienstes plötzlich auftretende Herzrhythmusstörungen, mitunter sogar ventrikuläre, bei den diensthabenden Ärzten beobachtet wurden.

Anders als die Pflegekräfte können sich die Ärzte bei der Nachtbereitschaft schlafen legen.

Statt einer Erholung wurde aber bei den betreffenden Medizinern eine ständige Alarmbereitschaft des Körpers festgestellt.

Für die randomisierte Studie wurden 30 als körperlich gesund geltende Ärzte mit einem Durchschnittsalter von 34 Jahren hinsichtlich der Belastung während zwei 24-stündiger Beobachtungsintervalle körperlich untersucht.

Neben dem Blutdruck wurden auch das EKG sowie die Stresshormone und Entzündungsparameter bestimmt.

Während der Studie absolvierten die Ärzte in einer Untersuchungsperiode ausschließlich den regulären Tagesdienst und in der anderen Beobachtungsperiode den Tagdienst und den sich daran anschließenden Nachtbereitschaftsdienst.

Nachtdienst verursacht Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck

Im Vergleich zum regulären Dienst am Tage wurden bei den Ärzten im EKG ventrikuläre Herzrhythmusstörungen festgestellt.

Zudem blieben die Blutdruckwerte dauerhaft erhöht, auch während der Schlafphasen.

Zudem wurden Entzündungsparameter wie der TNF-alfa-Wert deutlich erhöht beobachtet.

Auch der Noradrenalinwert im Urin war deutlich erhöht.

Die Studie der Universitätsklinik Innsbruck wurde im “European Heart Journal“ veröffentlicht.

Nurses‘Health Study untersuchte Gesundheit von Pflegekräften

Eine Studie, die sich explizit mit Pflegepersonal beschäftigt ist die “Nurses‘Health Study“.

Hier wurden die Auswirkungen des Schichtdienstes auf die betroffenen Pflegekräfte untersucht.

Die Studie gelangt zu dem Ergebnis, dass bei Pflegepersonal, dass mehr als fünf Jahre ausschließlich im Schichtdienst beschäftigt war, sich die Gefahr für einen Herzinfarkt um mehr als 50 % erhöht hat.

Schwedische Studie belegt um bis zu 180 Prozent erhöhtes Infarktrisiko

Eine schwedische Langzeitstudie untersuchte über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren die Auswirkungen des Schichtdienstes auf Beschäftigte einer Papierfabrik.

Die schwedische Studie gelangt zu dem Ergebnis, dass nach zehn Jahren Schichtdienst sich das Infarktrisiko um über 100 % erhöht, bei einer Schichtdienstdauer zwischen 16-20 Jahren lag das Infarktrisiko sogar um 180 % höher als bei Personen, die keine Schichtdienste ableisteten.

Japanische Studie  belegt ebenfalls deutlich erhöhtes Herzinfarktrisiko

Eine japanische Studie (durchgeführt und 18.000 Probanden) kommt zu ähnlichen Ergebnissen.

Diese Studie gelangt zu dem Ergebnis, dass bei Personen im Schichtdienst gegenüber Beschäftigten mit regulärem Tagesarbeitsalltag das Herzinfarktrisiko mit zunehmendem Alter dauerhaft um 130 % erhöht bleibt.

Mit höherem Alter steigt das Risiko somit exorbitant an.

Bei Personen mit einem Altersdurchschnitt zwischen 40 und 49 Jahren lag die Herzinfarktrisikorate um 70 % erhöht, bei Personen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren steigt das Risiko bei Schichtarbeit auf 180 % an.

Bei Personen, die gleichzeitig Schichtdienst ableisten und Bluthochdruck aufweisen, liegt das Herzinfarktrisiko dreimal so hoch wie bei Personen, die nicht im Schichtdienst arbeiten.

Forschungsthese: Pflegenotstand erhöht Herzinfarktrisiko bei Pflegekräften nochmals deutlich

Der zunehmende Pflegenotstand fördert zudem die individuelle Belastung der einzelnen Pflegekraft.

Dadurch steigt das Risiko nochmals an.

Die Pflegewissenschaft ist hier dazu aufgerufen, explizit weitere Studien durchzuführen, inwieweit bei zunehmender körperlicher und psychischer Belastung durch den Pflegenotstand (in Verbindung mit Schichtarbeit) für den Pflegedienst das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nochmals ansteigt.

Anmerkung: Pflege Liebe wird hierzu demnächst eine eigene pflegewissenschaftliche Studie durchführen. Interessenten aus dem Bereich der Pflege können sich gerne unterPost@Pflege-Liebe.de an uns für weitere Informationen wenden.

Welche Erfahrung haben Sie in ihrem Berufsalltag mit den gesundheitlichen Auswirkungen des Schichtdienstes gemacht?  – Wir freuen uns sehr auf Ihre Zuschriften per eMail an Post@Pflege-Liebe.de.

 

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